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Die Valkyrja der nordischen Sagas haben wortgetreu die Eigenart, auf den Schlachtfeldern die „Toten auszuwählen“ (Verbindung der Worte val „schlachten“ und kyrja „auswählen“). Diese Horde Kriegerinnen ist der bewaffnete Arm Wotans, sie entscheiden über das Ergebnis der Schlacht, durchsuchen die Leichenberge, um die Kämpfer auszusuchen, die ihm in der Walhalla Gesellschaft leisten werden. Wenn die nordische Mythologie ihnen als Reittiere grausame wilde Wölfe zuweist, so hat es die Tradition gut geheißen, diese durch schneidige Pferde zu ersetzen. Bei Castorf gibt es keine Reittiere, aber ein Rudel (lachender) Hyänen zwischen Varieté und Modenschau : Castorf weiß, dass der „Ritt der Walküren“ ein absolutes Muss des Genres ist, vom Publikum erwartet, und er spielt ihn wie eine Nummer, samt mit aller Kraft geschleuderter Rauchfackeln und begleitet von einem schlangenhaften Pfeifen. Das erste Mal kreuzen sie im monumentalen Raum Aleksandar Denićs auf, dem ununterscheidbarem Datschen-Scheunen-Förderturm der Erdöl-Kirche, und nehmen die hintere Treppe in Beschlag, um eine Terrasse daraus zu machen. Der Ort ist mit Elektro-Girlanden, die an die vielfarbigen Fähnchen des Golden Motel im Rheingold erinnern, wie ein Biergarten hergerichtet, mit Getränken und Leckereien : It's party time !

 Mit der gleichen güldenen Unbeschwertheit scheint sich das freudvolle sowjetische Jet-Set-Gelage zur Niederlage der Anarchisten zu gratulieren, die losgezogen waren, ihre schwarz-rote Fahne auf dem Förderturm der Ölquelle zu hissen. Zunächst sind die Walküren gekleidet wie Prinzessinnen aller Länder, aus dem Westen, dem Osten und dem Fernen Osten, als würde das Öl alle Welt nach Baku ziehen – doch wo sie auch herkommen, der Kampf ist der gleiche. Nachdem sie die kühnen Idealisten munter massakriert haben, wechseln die Raubtiere im Rock die Kleidung, geben sich alle Mühe, den protzigen Luxus einer Gesellschaft auszustellen, die dank der Ölfelder zu schnell zu Reichtum gelangte. Brünnhilde trägt Pelzmantel und einen metallischen Punk-Helm, der sie als „Anführerin“ kennzeichnet, auch wenn die Ähnlichkeiten mit der Kleidung der anderen Frauen denken lässt, dass diese Anspruch auf den gleichen Status erheben.

 Das Defilee der Garderobe feiert Entstehen und Sieg einer herrschenden Klasse, geboren aus der Entdeckung des Erdöls mit seinem großartigen ökonomischen Potenzial. Man kann aus der Niederlage der politischen Revolte eine umgekehrte Sichtweise des „Operation Walküre“ genannten Komplotts herauslesen, das darauf zielte, Hitler zu eliminieren, um der Flucht nach vorn Nazi-Deutschlands ein Ende zu bereiten. Im einen wie im andern Fall will Castorf die unklare Grenze zwischen Opfern und Henkern zeigen – eine Idee, die durch den austauschbaren Charakter der Tyranneien und politischen Regime verstärkt wird, wie auch die Walküren munter ihre Kostüme mit einer Bravour wechseln, die für die Laien unter den Zuschauern kaum wahrnehmbar ist : alle verschieden, alles die Gleichen.

 

Foto Credit: © Illustration von Arthur Rackham in „L'Or du Rhin et La Walkyrie“ Hachette (Paris), 1910
© Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Dieser Artikel wurde von Guy Cherqui und David Verdier verfasst

Aleksandar DenicBakuFrank Castorf

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Castorf / Wagner
Der Ring des Nibelungen
Bayreuth 2013-2017
Livre bilingue / Zweisprachiges Buch fr/de
Paru/Erschienen.
Contact / Kontakt: castorf.ringbook@wanderer.legalsphere.ch

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