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In der Geschichte der Inszenierungen des Rings verdient die Repräsentation des Vogels allein einen langen Artikel, vom echten Vogel im Käfig bei Chéreau (Bayreuth) zum Spielzeugvogel am Stiel bei Kriegenburg (München), den eine junge Frau herumschwingt. Castorf bettet den Vogel ein in seine Repräsentation Berlins, kleidet die Sängerin in ein schweres und wundervolles Revuekostüm voll glänzender Federn und Pailletten.

Castorfs Ring ist, wir sagten es bereits, aber man kann es sehr wohl bekräftigen, eine Geschichte, die er in eine andere Mythologie einfügt, jene der Ideologien, der Machtkämpfe nach dem Zweiten Weltkrieg, bei denen unter anderem das zuvor Unruhe stiftende Deutschland auf dem Spiel stand. Emblem dieses Streitobjekts ist Berlin, Stadt des Regisseurs und Weltbühne des ideologischen Kampfes zwischen Ost und West. Gleichzeitig aber möchte Castorf als Berliner den Mythos der Stadt zeigen, schreibt seine Figuren in ihre Tradition ein und kleidet sie entsprechend. Eine dieser Traditionen ist die Revue. Verehrt in den 20er Jahren begründete sie den Ruf einer Stadt, die eine der weltweit offensten war und bleibt. Das Ende des zweiten Aktes des Siegfried spielt sich zum Teil unter dem Fernsehturm ab, jenem Monument, das auf dem Alexanderplatz thront und symbolisch für das Ostberlin vor der Wende steht. Es ist dieses Berlin, das er zeigt, mit seiner Post, in der private Briefe geöffnet werden (der Stasi sei Dank) und seinen tristen Restaurants. Der Vogel jedoch ist anders, er entsteigt jenem mythischen Berlin, das für die Dauer steht. Ins prächtige und burleske Kostüm einer Revuetänzerin gekleidet beschwört er ein unvergängliches Berlin, geprägt von Vergnügen und Lust, von dem die spiralförmige Reise, die uns von Baku zur Wall Street führen wird, ihren Ausgang nimmt und zu dem wir zurückkehren. Der Vogel scheint dem Admiralpalast entflogen, jenem legendären Revuetheater im Schatten des Bahnhofs Friedrichstraße. Das Kostüm unverhältnismäßig, ist er eingeengt in ein bedrückend bürokratisches Universum, geschieht es nicht selten, dass er Federn lassen muss… Im Auftakt des dritten Aktes lässt Castorf den Vogel wieder auftauchen – als Gewandmeisterin, die Erda hilft, sich auf ihren Auftritt vorzubereiten. Da ist sie, die Welt des Theaters, eines Theaters der Freude und Sinne, auf der Bühne wie hinter den Kulissen.

 Der Vogel hat einen gewissen Effekt auf Siegfried, der ihm folgt, ein Siegfried, der reines Produkt seiner Umgebung ist, und der die Welt, den Sex und die Frauen entdeckt. Am Ende des dritten Akts treffen wir den Vogel wieder, nun seiner Federn beraubt, im Begriff das Paar Brünnhilde-Siegfried zu nerven und dermaßen neugierig auf die berühmten Krokodile, dass er sich verschlingen lässt, daraufhin von Siegfried gerettet wird (er hat den Drachen niedergeschmettert, was ist da schon ein gewöhnliches Krokodil…) und sich ihm gierig in die Arme wirft – während die verlassene Brünnhilde seinen Überschwang durchbrechen wird. Der Vogel ist Protagonist und Figur, nicht länger nur eine Stimme oder ein Schatten ; der Vogel wurde Tänzerin einer großen Berliner Revue.

 

Foto Credit: © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Dieser Artikel wurde von Guy Cherqui und David Verdier verfasst

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Castorf / Wagner
Der Ring des Nibelungen
Bayreuth 2013-2017
Livre bilingue / Zweisprachiges Buch fr/de
Paru/Erschienen.
Contact / Kontakt: castorf.ringbook@wanderer.legalsphere.ch

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