Wanderer

Menu
  • Oper
  • Konzerte
  • Tanz
  • Theater
  • Bücher und CD/DVD
  • Verschiedene Themen

Letzte posts

31. Juli 2021 : der "Tristan" des Abschieds

Tristan und Isolde aus dem Jenseits

Wir sind alle Zigeuner

Das Monstermuseum

Der König ist nackt und der Hahn ohne Federn

Wanderer
⋄
Verschiedene Themen · Castorf's Ring-Lexikon
⋄
Buna
Zurück zum Lexikon

Buna

Show ABC switch
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
R
S
T
U
V
W
X
Alberich
Anarchismus
Auge
Baku
Banane (Wende)
Bär
Bart
Berlin
Brünnhilde
Buna
Castorf
Christo
Denić (Aleksandar)
Deutschland
Döner (Kebab)
Donner und Froh
Erda
Esche
Fasolt und Fafner
Freia
Fricka
Gold
Golden Motel
Grane
Gunther und Gutrune
Hagen
Isetta
Jalta
Kalaschnikow
Kartenspiel
Kartoffel
Krokodile
Loge
Mercedes
Mime
Mount Rushmore
Nationalsozialismus
Nornen
Notung
Öl
Punk
Rhein
Rheintöchter
Ring
Schkopau
Seibert (Patric)
Siegfried
Siegmund und Sieglinde
Sigurd
Speer
Stier
Tarnhelm
Trashfilme
Urania-Weltzeituhr
Vogel
Voodoo
Walküren
Waltraute
Wohnwagen
Wotan
XY (Regenbogenfahne)

„Buna“ (von BUtadien und NAtrium) bezeichnet einen synthetischen Kautschuk.

Zur riesigen Leuchtschrift, die das Bühnenbild der Götterdämmerung mit ihrem „Plaste und Elaste aus Schkopau“ erhellt, haben die Neugierigsten versucht Schkopau auf der Landkarte zu finden. Es ist nicht sicher, ob den aufmerksamen Betrachtern die Krönung der gigantischen Werbetafel (in den Farben Deutschlands…) aufgefallen ist, jenes Medaillon, das den Namen der Firma Buna enthält :

 

 

 

Castorf betont, dass das Erdöl, seine Gewinnung und seine Derivate sicher Teil der kapitalistischen, aber auch so sehr Teil der kommunistischen Kultur sind (die wir weniger kennen), dass es zu einem Emblem wird. In der allgemeinen Anklage des Öl-Golds als Faktor der Zerstörung hat die DDR somit ihren Platz ein und ihre Bedeutung.

 Die Geschichte der Firma Buna[i] ist emblematisch für diesen transideologischen Werdegang des Öls.

 Im Zentrum der Angelegenheit finden wir die Herstellung synthetischen Kautschuks nach einem von der (1925 gegründeten) IG Farben Ende der 20er Jahre erfundenen Verfahren. Wenn die Möglichkeiten der Entwicklung und Verwendung nicht unmittelbar gesehen wurden, so ließ die Machtergreifung der Nazis und die Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges sehr schnell das ganze Potential einer Produktion erkennen, die Deutschland von der äußeren Abhängigkeit in der Rohstoffversorgung befreite. In Folge wurden also mehr als eine Milliarde Mark in drei Zentren in Sachsen-Anhalt (nahe Halle) investiert : Leuna, Bitterfeld und Schkopau. „Buna“ wurde zum Gattungsbegriff für synthetischen Kautschuk, hat aber auch andere Produkte entwickelt (nicht zuletzt mit AGFA Color den Farbfilm für Fotoapparate).

Die Produktion von Petroleumderivaten gewinnt im Zweiten Weltkriegs an strategischer Bedeutung und entwickelt sich insbesondere durch die geringen Kosten der Produktion mit billigen Arbeitskräften. Das Reichswirtschaftsministerium beschließt, in Schlesien einen petrochemischen Komplex bestehend aus Fabriken von Krupp, Siemens und IG Farben anzusiedeln. Nach und nach fügt man den billigen „Fremdarbeitern“ Zwangsarbeiter hinzu. Im März 1941 kommt es zur Übereinkunft zwischen der IG Farben und Himmler, aus Auschwitz „vernichtbare“ Arbeiter zu liefern, soll heißen Schinderei bis zum Tod in einer „Buna-Werke“ genannten Fabrik. Monowitz-Buna wurde bald darauf das dritte Konzentrationslager von Auschwitz (Auschwitz III) und das größte von Auschwitz betriebene „Arbeitslager“.[ii]

Buna ist daher mit der Vernichtung der Juden verbunden, im Dienste der deutschen Ökonomie und auf Grundlage ihrer Macht, symbolisiert durch die IG Farben, die kurz nach Kriegsende zunächst aufgelöst werden sollte.[iii] Ein Vorzeichen, das mit Alberichs Ausbeutung des Nibelungenvolkes zur Goldherstellung in Rheingold enthalten ist. Alberich hat der Liebe abgeschworen und trachtet nach nichts anderem als der Herrschaft über die Welt und die Menschen.

Auschwitz ist das absolut Böse, ist seinerseits Produkt einer Absage an die Liebe, das heißt, an den Menschen. Einmal mehr stellt Castorf furchtbare Näherungen her, prangert schrecklich angemessen die Mechanismen an, die vom Hunger nach Gold und Macht in Gang gesetzt werden. Aber er geht noch weiter : indem er Buna-Schkopau wieder zum Symbol der Reindustrialisierung der DDR macht  („Plaste und Elaste aus Schkopau“), setzt er die sozialistische DDR in die direkte Kontinuität der „Buna-Werke“, dem doppelten Symbol von faschistischer Reindustrialisierung und der Hölle von Auschwitz.

So schließt sich der Kreis : Gold = Öl = Macht = ideologisches Symbol = Krieg = Vernichtung. Sozialistische DDR, faschistisches Deutschland und entstehende kapitalistische Welt : Der gleiche Kampf, zerstörerisch und tödlich… So bezeichnet die spektakuläre Leuchtreklame der Götterdämmerung über ihre zahlreichen Bezugnahmen – von der DDR über den Nationalsozialismus bis Auschwitz – die Abenddämmerung, den Niedergang des Menschen.

 

[i]Die Buna-Werke feierten im April 2016 ihren 80. Geburtstag (http://www.mdr.de/nachrichten/jubilaeum-buna-werk-schkopau-100_zc-fd08c406_zs-950f04ff.html)

[ii]Buna war das erste von einem privaten Industrieunternehmen geplante und finanzierte Konzentrationslager, das ausschließlich für die Zwangsarbeit von Häftlingen vorgesehen war.

[iii]Die einzelnen Bereiche wurden in Teilfirmen umgewandelt, das Abwicklungsverfahren zog sich über 60 Jahre hin.

Dieser Artikel wurde von Guy Cherqui und David Verdier verfasst

AuschwitzBunaDDRIG FarbenSchkopau

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Sprache

  • Français
  • English
  • Deutsch
  • Italiano

Wanderer-s Newsletter

Ad

Encore quelques exemplaires disponibles !
Pour commander le livre/ um das Buch zu bestellen

Castorf / Wagner
Der Ring des Nibelungen
Bayreuth 2013-2017
Livre bilingue / Zweisprachiges Buch fr/de
Paru/Erschienen.
Contact / Kontakt: castorf.ringbook@wanderer.legalsphere.ch

On Wanderer's blog

  • IN MEMORIAM PHILIPPE LABRO (1936-2025)
  • LA SAISON 2025-2026 DE LA STAATSOPER DE HAMBOURG
  • SCALA : LE NOUVEAU DIRECTEUR MUSICAL N’EST PAS CELUI QU’ON ATTENDAIT
  • LA SAISON 2025-2026 DE L’OPERA NATIONAL DE PARIS
  • LA SAISON 2025-2026 DE LA BAYERISCHE STAATSOPER DE MUNICH
Facebook Twitter
Kontakt
redaction@wanderersite.com
Twitter : @WandererSite
Facebook : Page du Wanderer

15, rue Général-Dufour
1204 Genève
Tel: +41 22 508 59 09
Credits
© 2025 Copyright Wanderer
Admin
fr French
nl Dutchen Englishfr Frenchde Germanel Greekit Italianja Japanesepl Polishru Russianes Spanishsv Swedish